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Marzipan - das weisse Gold II

Kategorie: Gattung: Backen

Anzahl: 1 Menge info


Der Zuckerpreis sollte erst eineinhalb Jahrhunderte später, nach der
Entdeckung Amerikas und des dortigen Zuckerreichtums, fallen. Insofern
schwer zu glauben, aber vom Geschichtsschreiber Neri de Donato
überliefert: Kaiser Karl IV, wegen seiner Förderung von Gewerbe und
Handel als erster Kaufmann auf dem Kaiserthron bezeichnet, erhält 1368
bei seinem Besuch nicht etwa profane Marzipanbrote. Der Prunksucht
folgend waren sie gar mit Blattgold überzogen. Und auch die Kaiser im
Reich der Künste wurden nicht vergessen. Als Albrecht Dürer 1520
Antwerpen besuchte, liess ihm der portugiesische Gesandte ein Geschenk
zukommen. Aus Dürers Tagebuchnotizen sei zitiert: "Item der Signor
Ruderico von Portugal hat mir geschenkt ein Fässchen voll
eingemachtem Zucker allerlei sort; darinnen mehr ein
Zuckerkandenschachtel, mehr zwo grosse Schüsseln von Zuckerpenet,
Marzipan und allerlei anders Zucker".

Auch die harten Zeiten des dreissigjährigen Krieges trugen zu Begehren
des Marzipans bei. Wallensteins General Tilly forderte von den
neutralen Sachsen unter anderem Naturalien, darunter 80 Pfund Rosinen
und 200 Pfund Marzipane. Die zeitgenössischen Chronisten nahmen Tillys
Forderungen auf ihre Art übel und schrieben: Voraus verschluckt ihr
euch mit unserm Marzipan Ob er verderbete so manchen frischen Zahn
Derlei Unbill war spätestens nach dem Frieden beendet. 1649 gab es im
grossen Saal des Nürnberger Rathauses wilde Gelage, von denen wie
folgt berichtet wurde: Darauf ist gefolget der sechste Gang/bestehend
aus allerley Zuckerwerk/Confect/und zweyen sehr grossen Marcepanen/auf
zweyen hohen Marcepanschalen/deren eine jede bey 20 Mark Silbers
schwer.

In damaliger Zeit lag die Herstellung von Marzipan ausschliesslich in
den Händen von Apothekern. Schon in mittelarterlichen Schriften wurde
Marzipan auch als Stärkungsmittel angesehen. Der Strassburger Arzt
Gualterius Ryff schreibt dazu in der Kleinen Apoteck oder
Confectbüchlein im Jahre 1552: Das dieses Krafftbrod oder Marzapan von
den Welschen sampt der ganzen Apotecken inn unser Landt bracht seindt,
zeyget der Nam an/seynd treffliche wohlschmeckende Küchlein oder
Fladen/die Krancken/welchen alle Speiss zuwider ist/darmit
auffzuhalten/ denn sy füren und nözen den Leib trefflich wol.

Auch in Christoph Hellwigs "Getreuem und wohlerfahrenen Leibund
Landarzt" aus dem Jahr 1716 findet sich ein Rezept wie ein köstlicher
Marcipan von Quitten und Mandeln im hefftigen Durchlauff vor einem
schwachen Magen zu machen sei.

Trotzdem waren die Apotheker langfristig die Verlierer. Und nicht nur
in Lübeck, aber besonders dort. Doch genau wann die Apotheker die
Schlacht um den Mix aus Mandeln und Zucker verloren, lässt sich nicht
eindeutig feststellen. Fakt ist, dass die Lübecker Freihandelszone,
aus der man sich je nach Bedarf mit den Importgütern Mandeln und
Zucker bedienen konnte, die Entwicklung begünstigte. Aber es kam noch
ein zweiter, entscheidender Umstand hinzu: die Zuckergewinnung aus
Rüben, die erst zu Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckt wurde. Und da
hatte die Stadt an der Trave mit ihrem landwirtschaftlich stark
genutzten Hinterland Mecklenburg einen entscheidenden Vorteil: riesige
Anbauflächen. Um 1800 gab es in Lübeck vier Konditoren.
Die Firmen Raith, Maret, Duclos und Maquinet stellten vermutlich
allesamt Marzipan her, wenngleich auch nur zu hohen Festtagen.
Dagegen hielt ein gewisser W.A. Kröger, der 1803 annoncierte:

"Da ich diesen Weihnacht keine Bude auf dem Markt habe, so ersuche ich
meine Freunde und Gönner, mich in meinem Hause mit ihrem Besuche zu
beehren, da ich mit verschiedenen ganz neuen von Marcipan-Masse
verfertigten Conditoreywaaren aufwarten kann, z.B. mit poussirten
inwendig hohlen Weinstückfässern" Aber das war wohl die
Geburtsstunde der Praline und soll an anderer Stelle gewürdigt werden.

Stichworte: Backen, Info, Mandeln, Marzipan




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